Das Projekt „Klimawald Bayreuth“ ist entstanden aus der ursprünglichen Idee drei Bayreuther Studierender, Bäume zur Reduktion ihres studienbedingt erhöhten CO2-Fußabdruckes zu pflanzen. Schon bald entstand daraus ein großes Projekt und im Jahr 2019 schließlich mit Hilfe der Stadt Bayreuth, der Universität und 250 engagierten Helfer/innen der erste Klimawald.

Im Zentrum stand dabei die Bemühung, lokal und praxisnah auf die Herausforderungen des Klimawandels für unsere Wälder zu reagieren und möglichst zukunftsfähige Wälder zu schaffen.

Problem

Die Mechanismen und Auswirkungen des Klimawandels sind mittlerweile deutlich spürbar und weitreichend bekannt.

Für unsere Waldflächen in Deutschland stellen neben der allgemeinen Erwärmung vor allem extreme Wetterereignisse, insbesondere das veränderte Niederschlagsregime und lange Trockenperioden im Sommer eine große Herausforderung dar. Diese extremen Entwicklungen übersteigen die natürliche Anpassungsfähigkeit unserer Baumarten und Waldgesellschaften, insbesondere die der vielfach gepflanzten forstlichen Monokulturen von Fichten und Kiefern in nicht standortgerechten Lagen.

Für eine möglichst schnelle Holzproduktion wurde über Jahrzehnte ein Großteil unserer Waldfläche in Deutschland in Wälder umgewandelt, die hauptsächlich aus nur zwei Arten bestehen: Fichten und Kiefern. Diese Arten wurden über Jahre hinweg gepflanzt und geerntet, um damit schnell profitable Erträge bei vergleichsweise geringem Management-Aufwand zu erzielen. Der Klimawandel und seine Herausforderungen wurde hierbei jedoch nicht mit einkalkuliert.

Die beiden Arten, die unter den bisherigen klimatischen Bedingungen ertragreich gewachsen sind, verloren aufgrund extremer Wetterereignisse wie Hitzewellen und Dürreperioden zunehmend an Vitalität. Die vergangenen Jahre haben uns eindrucksvoll die Anfälligkeit solcher Monokulturen gegenüber den extremen Klimabedingungen und ihren Folgeschäden wie Schädlingsbefällen und die darauffolgenden flächigen Waldverluste gezeigt.

Damit verbunden gibt es eine ganze Reihe weiterer ökologischer Probleme und Folgen, die dringend ein vorausschauendes Handeln erfordern, um den Wald von morgen zukunftsträchtig zu gestalten!

Unser Ansatz

Der Klimawald versucht den Herausforderungen des Klimawandels durch den Anbau vieler verschiedener Baumarten zu begegnen und das Risiko damit auf mehrere Baumarten zu streuen.

Unser Ziel ist es, den Wald „fitzumachen“ für den Klimawandel, indem wir die Wälder wieder naturnäher und vor allem diverser gestalten und neue Baumarten einbringen, die besser an zukünftige Klimabedingungen angepasst sind.

Mithilfe der mehrstufigen Herangehensweise unseres Klimawald-Modells wurden die Klimawald-Flächen nach folgendem Schema umgestaltet:

  1. Durchforstung, um Konkurrenz und Wasserstress zu reduzieren und Lücken für das Wachstum neuer Vegetation zu schaffen
  2. Pflanzung verschiedener Baumarten, um durch einen höheren Artenreichtum das Risiko zu streuen und die Widerstandsfähigkeit des Waldes zu erhöhen.
  3. Zukunftsorientierte Artenauswahl basierend auf den Klimawandel-Szenarien.
  4. Naturverjüngung fördern und nutzen.

Heute betreuen wir, das sind Studierende der Universität Bayreuth, zusammen mit Praktizierenden aus der Forstwirtschaft und Wissenschaftlern der Universität insgesamt sieben Klimawaldflächen rund um die Stadt Bayreuth.

Wir verstehen uns als Schnittstelle zwischen Praxis und Wissenschaft im Bestreben, unseren Wald an die sich verändernden Klimabedingungen anzupassen.

Auf unseren Klimawaldflächen untersuchen wir die Entwicklung der verschiedenen gepflanzten Baumarten. Dazu setzen wir eine Vielzahl an Messinstrumenten ein, um große Datenreihen für robuste Aussagen zu erhalten. Außerdem bieten wir Führungen und Exkursionen an, halten Vorträge und nehmen an Informationsveranstaltungen zum Thema Waldumbau teil.